Sonntag, 29. September 2013

Back home und im Jet Lag

Eine bleierne Müdigkeit aufgrund einer komplett ausgefallenen Nacht, zwingt mich dazu, den letzten Teil des Reisetagebuchs zu verschieben. Kommt aber noch. Ein Vorgeschmack:


Sonntag, 22. September 2013

Reisetagebuch Kanada 2013 - Teil 2

Der zweite Teil der Reise  führte mich, den Mann und seine inoffizielle Adoptivschwester auf einen Roadtrip von Nova Scotia zur Bay of Fundy, nach Moncton, einmal rund um die Gaspésie, mit der Fähre 2,5 Stunden über den St. Lorenz-Strom, die Straße der Wale und den südlichsten Fjord der Nordhalbkugel entlang und nach siebzig Kilometern im Dunkeln auf einer einsamen Landstraße durch den Wald zu einem süßen kleinen Haus in einem verschlafenen Dorf am Fjord.


Das Gefährt mit dem wir diesen Wahnsinnsritt von über 2000 Kilometern in 3,5 Tagen hinter uns brachten ist ein schnuckelig-kleiner weißer Fiat Cinquecento, über dessen horizentale, vertikale und diagonale Unzulänglichkeit wir immer noch herzlich lachen können. Hierzu muss man wissen, dass drei alle um die 1,80 m groß sind und Gepäck für drei Wochen dabei haben. Da die beiden anderen die Fahrer sind und ich die um wenige Millimeter Kleinste von uns, mache ich es mir nun also seit Tagen auf dem Rücksitz bequem und entwickle eine zunehmend enge Beziehung zu V.s Koffer. Ich habe ihn Rowdy genannt, in Anlehnung an den ausgestopften Hund bei Scrubs, der auch irgendwie immer im Weg ist und trotzdem zur Familie gehört. Der Cinquecento - wir nannten ihn Timbit, eingefleischte Kanadophile wissen wieso - ist uns ebenfalls sehr ans Herz gewachsen. Er fiept laut, wenn man nicht sofort angeschnallt ist, sobald der Zündschlüssel steckt, er pupst laut, wenn man die Zentralverriegelung bedient und er gerät mit seiner schweren Ladung auf den vielen steilen Steigungen im wilden Québec ganz schön ins Schnaufen, trotz Sport-Knopf. Man muss ihn einfach lieb haben.



Lieb haben muss man auch die Landschaft. Wälder, Felsen, Flüsse, Seen, das Meer... ständig gibt's was zu gucken, anzuhalten und zu fotografieren. Dazu kommen diverse Stachelschweine, Waschbären, Kojoten und Stinktiere sowie die Laubfärbung. Einige Gegenden sind noch komplett und im Sommermodus, andere leuchten in diversen Gelb- bis Rotschattierungen. Da wir so weite Strecken zurücklegen und die Höhenunterschiede gewaltig sind (vom Meer hinauf bis auf rund 1000 m Höhe) kommen wir also durch verschiedene Klima- und Jahreszeitenzonen. Und immer ist da die Hoffnung, dass jetzt doch endlich mal irgendein Elch seine Nase aus dem Wald steckt. Gäbe es so viele Elchbegegnungen wie Baustellen, dann hätten wir schon ein ganzes Fußballfeld mit der Losung düngen können. Vielleicht klappt es ja noch - es ist ja zum Glück noch eine ganze Ecke Urlaub übrig.





Mittwoch, 11. September 2013

Reisetagebuch Kanada 2013 - Teil 1

Man kann sowieso nie genug reisen. Die Welt ist viel zu groß und hat viel zu viel zu bieten, als dass man irgendwann einfach fertig sein könnte. Vor allem, wenn einem die eigene Familie in den Rücken fällt und einfach einen zweiten Familiensitz in einer so schönen Gegend aufmacht, dass man einfach immer wieder hinfahren muss. Keine Ahnung, was sie sich dabei gedacht haben und wann ich den ganzen riesigen Rest Welt angucken soll, aber jetzt jedenfalls sitze ich wieder im Paradies in der Wildnis, mit Blick auf eine stille Atlantikbucht und höre auf die Grillen. Der Mann muss ja schließlich mein Zuhause kennen und dieses Stück östlichstes Kanada mit Meer, Wald, Holzgeruch und WLAN gehört nun mal dazu.



Er hat das auch gleich eingesehen und ist seit unserer Ankunft - solange er nicht gerade kocht, isst, schläft oder liest, damit beschäftigt, zu gucken. Mit dem Fernglas auf Vögel zum Beispiel. Oder ohne Fernglas, vom Kanu aus auf die Robben draußen auf den Felsen. Oder auf die Buckelwale beim Whale Watching in der Bay of Fundy. Und er kann nach Herzenslust angeln. Neun Makrelen brachte er beim ersten Versuch, mit einem Nachbar vom Wharf im Hafen aus geangelt, heim. Mission 1 ist also erfüllt: Er liebt es hier und versteht, dass man immer wieder kommen muss.


Mission 2 ist Erholung und davon gibt es momentan nicht zu knapp. Die Arbeit ist ganz weit weg und bis auf das Planen der nächsten Reiseabschnitte beschränken sich unsere Tätigkeiten auf das Schöngeistige, Ruhige: essen, lesen, paddeln, die Küste entlangfahren, Tischtennis spielen, Musik hören, erzählen, Filme sehen. 



Heute Abend wird es dann etwas lauter - Konzertnacht in der Community Hall. Wer Gilmore Girls kennt, stellt sich einfach einen Raum in der Größe von Miss Patty's vor, ein paar Snacks, Getränke, eine Bühne und ein bunt gemischtes Publikum. Ein Künstler reist aus der Provinzhauptstadt an, eine lokale Singer-/Songwriterin ist an Bord und eine deutsch-amerikanisch-kanadische Coverband aus (Teilzeit-)Locals gibt Ihr Können zum Besten. Der Höhepunkt der Saison sozusagen, wird bestimmt großartig.


Den heutigen Regentag verbringen wir mit den Vorbereitungen auf den Roadtrip, auf den wir uns am Montag begeben: Wäsche waschen, Übernachtungen buchen bzw. verabreden (größtenteils besuchen wir unterwegs Freunde) und einigen Besorgungen. Morgen sind wir dann in der Stadt beim Sightseeing und holen den Rest der Bände vom Flughafen ab. Dieses Wochenende wird es voll im Paradies.



Donnerstag, 5. September 2013

Tagebuch-5 im September

Der Wecker klingelt diese Woche zum ersten Mal zu seiner Standardzeit um 8:30. Endlich ein Tag ohne Spätschicht oder frühmorgendliche Termine. Ich kann also ganz entspannt auf dem iPhone meine E-Mails, Facebook, Twitter, Instagram und Feedly checken. Wenn man das so fleißig und regelmäßig tut wie ich, reicht.die halbe Stunde, die ich brauche um voll funktionsfähig zu sein, dafür genau aus.

Da wir übermorgen in den Urlaub fliegen, packe ich heute die Kuchenreste vom 60. des Papas des Mannes als Frühstück fürs Büro ein und füllle eine Schüssel mit den übrig gebliebenen Äpfeln und Pflaumen vom letzten Beutezug auf dem Land, um sie den Kollegen überzuhelfen. Auf dem Weg ins Büro dann ein Anruf meiner Ärztin, die mich schnellstens in ihre Praxis beordert, um mir ein Antibiotikum in die Hand zu drücken. Der Blasen-"Dauerbrenner" (pun intended) mal wieder...

Liegt zum Glück auf dem Weg ins Büro, so dass ich nur 20 Minuten zu spät und ein wenig abgehetzt ins Büro komme. Was bleibt, ist die Frage, ob ich bei der regelmäßigen Einnahme ein bisschen schummeln darf. Heißt dann dank Zeitverschiebung ab Sonntag nämlich 5 Uhr morgens Tablette einwerfen. Aber vielleicht klappt das ja mit dem Jetlag dann sowieso...

Zum Mittagessen traf ich mich zum ersten Mal mit meiner Mentorin. Bei uns in der Firma gibt es ein Mentoring-Programm von Frauen in Führungspositionen für Frauen in Nicht-Führungspositionen. Wir kannten uns bereits vom Sehen und unterhalten uns bei Pasta und Wareniki über unseren bisherigen Lebensweg, unsere Arbeit und darüber, was uns im Programm die nächsten sechs Monate lang erwartet. Am Ende bekam ich die Hausaufgabe gestellt, mir darüber Gedanken zu machen, wo ich mich in zehn Jahren sehe. Neben regelmäßigen Seminaren treffen wir uns jetzt alle zwei Wochen zum Mittagessen - natürlich erst wieder nach meinem Urlaub.

Einen großen Teil des Nachmittags verbrachte ich damit mein Postfach aufzuräumen und Mails zu löschen. Während ich weg bin, ziehen nämlich unsere Mails um, das muss ich also bis morgen Abend noch fertig bekommen.

Nach der Arbeit schaute ich kurz in der Wohnung meiner Eltern vorbei, um noch etwas abzuholen, dass ich ihnen nach Kanada mitbringen soll und einen Plausch mit meiner Cousine zu halten, die dort derzeit logiert.

Zuhause kochten wir uns dann ein Mangold-Graupen-Risotto mit getrockneten Tomaten vom Chefkoch und planten weiter freudig den Urlaub.

C'ést tous!

Mittwoch, 4. September 2013

20 Jahre

Nächstes Jahr ist es 20 Jahre her, dass ich von der Grundschule aufs Gymnasium gewechselt bin. In Worten: zwanzig. Eine unvorstellbar hohe Zahl an Jahren. Wer damals geboren wurde, arbeitet heute (evtl.), hat eine Facebook-Seite (oder schon nicht mehr, weil uncool) und darf wählen, Auto fahren und Schnaps kaufen.

Das ist außer mir auch anderen aufgefallen und so bekam ich eine Mail von meiner Mutter, in der sie gefragt wurde, ob sie meine Mutter sei und sie den Kontakt herstellen könnte. (Wundert mich ein wenig, denn man kann mich ja relativ einfach googlen, findet mich dann auch direkt und kann mich, so man denn bei den einschlägigen Social Networks Mitglied ist, auch anschreiben - vorausgesetzt man schreibt meinen Namen richtig...)

Nunja, ich kontaktierte also und verbrachte auch einige Zeit damit, meine ehemaligen Klassenkameraden zu googlen. Relativ viele sind mir eingefallen, aber irgendwie scheint mir die Zahl so klein zu sein - waren wir wirklich nur so wenige? Dorfschule eben, einzügig.

Einige haben Namen, mit denen man bei Google keine Chance hat, einige andere habe ich gefunden. Viele von denen, die bei Facebook sind, haben geschützte Profile oder keine Profilfotos, so dass man sich nicht ganz sicher sein kann, die richtigen erwischt zu haben. Wenn man sie denn auf den Fotos erkennt, was teilweise gar nicht so einfach ist.

Und dann noch die Sache mit den geänderten Nachnamen. Diejenige, die meiner Mutter anschrob, heißt heute anders als damals und da wir zwei mit ihrem Vornamen in der Klasse hatten, wusste ich erst nach einer Google Bildersuche, um welche von beiden es sich handelte. Sie habe ich relativ leicht erkannt, aber wow, sieht sie anders aus. Tun sie alle, mehr oder weniger.

Die einzigen, mit denen ich nach 1994 noch Kontakt hatte, waren die, die ebenfalls aufs Gymnasium in die Stadt gingen - und auch da war seit dem Abi dann nichts mehr. Sollte es also nächstes Jahr zu dem Treffen kommen, dann wird es ein Abend voller Überraschungen...