Samstag, 1. Februar 2014

Über das Zusammentreffen mit diesen Leuten

Früher war das mit dem Kennenlernen von Menschen über das Internet zwar eine aufregende Sache, aber von der Komplexität her relativ überschaubar. Man traf sich aufgrund ähnlicher Interessen (Musik, Serien, eigene Homepages) in einem Chatroom oder einem Forum zu einem bestimmten Thema und wenn man sich sympathisch war, wurden daraus E-Mails, auch mal Briefe, dann Telefonate und irgendwann stand dann mal ein Treffen an.

Zu Beginn meiner Internetzeit, in den späten 90ern, lernte ich so diverse Leute kennen, zu denen ich heute größtenteils immer noch (sporadischen) Kontakt halte. Einer wurde mein erster Freund; ein anderer war der Grundstein mehrerer Entwicklungen, die dazu führten, dass ich heute mit dem Mann zusammen bin; noch andere habe ich irgendwann über Facebook wiedergefunden und wir schreiben uns ab und zu zum Geburtstag oder schicken uns Leben bei Candy Crush.

Dann kamen die 2000er und ich lernte dank Uni und Auslandsaufenthalt eine Menge Leute im Real Life (heute sagt man wohl "Meatspace") kennen, mit denen ich zwar auch über das Internet kommunizierte, die ich aber von Anfang an "kannte".

Und dann ging es mit dem Web 2.0 richtig los, ich fing an zu bloggen (2005) und zu twittern (2008, vorher gehörte ich leider zu den Nicht-Verstehern) und auf einmal war da diese Masse an Menschen, die ich las, denen ich folgte, deren Podcasts ich hörte und an deren Leben ich virtuell teilnahm. Ich bekam mit, was sie bewegte, woran sie arbeiteten, mit wem sie zusammenkamen, von wem sie sich trennten. 

Schnell bekam man mit, wer wen kennt und folgte denen auch. Ganze Freundeskreise finden vor meinen Augen statt. Wie eine Soap Opera, nur eben mit realen Menschen. Seit ich in Berlin wohne, besteht ständig die Möglichkeit, ihnen auf der Straße zu begegnen.

Das passiert dann auch ab und zu. Da erkennt man jemanden im Park (@bosch und @mathiasrichel), beim Burrito-Essen (@343max und @gernot) , oder knutschend im U-Bhf (@hermsfarm und @kleinexeule). Dann steht man da, beobachtet ganz aufgeregt (und unauffällig) und traut sich nicht, was zu sagen. Hinterher vergewissert man sich bei Twitter, Instagram, Facebook oder Foursquare, das man sich nicht getäuscht hat und kommt sich dabei vor, wie ein blöder Fan.

Noch extremer ist es bei Begegnungen im natürlichen Umfeld "dieser Leute": Twitter-Lesung, re:publica, Jour Fitz, Buchpremierenparty... Man sieht sich um und tuschelt mit der Begleitung: "Guck mal, da ist @mspro!", "Der @diplix ist auch da!" oder "Der da ist @maltewelding, die daneben seine Frau und der mit der Mütze ist sein bester Freund." Man fühlt sich wie ein Paparazzi, als Eindringling, Stalker oder Fan, selbst wenn man in einigen Fällen online schon stundenlang kommuniziert hat. Man grüßt und wird halbherzig zurückgegrüßt, ein richtiges Gespräch kommt nicht zustande, zu groß ist der Vorsprung an Wissen, das man über das "berühmte" Gegenüber hat.

Und dann gibt es die Momente, wo man sich auf Augenhöhe begegnet. Als mir zum Beispiel ein gemeinsamer Bekannter @niggi vorstellte, mit dem ich mir dann eine Zeit lang das ehemalige Büro des Bildblogs teilte. Irgendwann kam ich dort an und @saschalobo saß telefonierend an meinem Schreibtisch. War auch im ersten Moment merkwürdig, aber sehr viel entspannter, ich gehörte eben dahin und dazu.

Am besten funktioniert das Ganze bisher bei den #ironblogger-Treffen, denn obwohl auch da der Bekanntheitsgrad unterschiedlich ist, trifft man sich eben unter gleichen Voraussetzungen, als Gleiche unter Gleichen und kann sich so tatsächlich kennenlernen. 

Ich hoffe, dass sich das so fortsetzt und ich irgendwann auch mit den anderen "Promis" so ungezwungen umgehen kann, aber "irgendwo muss man ja anfangen", wie Michi sagte ;)

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