Mittwoch, 30. Oktober 2013

Morgenlektüre

Krank sein ist ja total doof, vor allem, wenn man Schmerzen hat, die einen davon abhalten, den halben Tag zu verschlafen, weil man einfach nicht mehr entspannt liegen kann. Meine serielle Rippenfraktur ist genau so eine Krankheit. Immerhin habe ich aber so genug Muße, ganz entspannt meinen Feedreader durchzulesen. Hier ist das, was von heute Morgen hängengeblieben ist:

Eric Idle, Python-Fans kennen ihn als Loretta oder den Mann, der sich sehr für die sportlichen Interessen der Frauen seiner Mittrinker interessiert, hat einen sehr interessanten Blog. Heute hat er, ganz auf der Höhe der Zeit, enthüllt, was die NSA so vom Handy der Kanzlerin aufgeschnappt hat. Einziges Manko: Er hält sie für die Kanzlerin der DDR. Nunja, er ist ja auch schon 70... Hier gehts lang.

Frau Brüllen erklärt, wie einfach die Welt wäre, wenn einfach alle Leute so wären wie sie. Ein charmanter Gedankengang, durchaus. Muss mal überlegen, ob die Welt nicht noch besserererer wäre, wenn alle wie ich wären. Vermutlich allerdings nicht, dann lägen nämlich irgendwann alle mit gebrochenen Körperteilen auf der Couch und die Welt um sie herum würde vermüllen... Aber ich schweife ab. Vor allem fesselte mich hier die wundervolle Verwendung des mir komplett neuen Verbs "ausdeutschen". Lies!

In Island gibt es Überlegungen, für Naturattraktionen Eintritt zu nehmen. Nicht ganz unverständlich, wenn die größten Sehenswürdigkeiten des Landes nun mal Wasserfälle, Geysire und Gletscher sind und die Touristen nunmal durchaus ihre Spuren dort hinterlassen. Der Island-Blog berichtet hier von geplanten Eintrittsgeldern am Geysir, allerdings auch hier, dass die Pläne noch unausgereift sind und durch einen Naturpass, also eine Art Flatrate, ersetzt werden könnten.

Ich hatte schon vor einiger Zeit mal darauf hingewiesen, wie ungeheuer wertvoll und wichtig Lamas für den Seelenzustand sind. Das hat nun auch Herm entdeckt. Inkl. Modern Family-Ausschnitt am Ende. Hach.

The Reel Girl mal wieder über die merkwürdige Darstellung von Frauenfiguren in Animations- und Fantasyfilmen (die Hälfte von uns sind Frauen und Mädchen, in Kinderbüchern und -filmen sind weibliche Figuren jedoch eine Minderheit) und die noch viel merkwürdigere Annahme, dass immer nur eine Frau gleichzeitig für ein politisches Amt kandidieren kann - zumindest in den USA. In Deutschland könnte ich mir Kraft vs. Merkel durchaus vorstellen. Trotzdem.

Maike erzählt auf Kleinerdrei über ihre verschiedenen Sprach-Identitäten, vom Badischen ihrer Heimat über das Kölsch ihrer Wahlheimat und wie sie es nicht schafft, trotz sechs Jahren in Berlin richtig zu berlinern. Und wie das mit dem Italienischen ist und dem Englischen. Ich sehe da eine ganze Menge Parallelen zu mir und bin nun inspiriert, einen ähnlichen Blog-Eintrag zu verfassen, in der Hoffnung, nicht einfach nur abzukupfern.

Wenn das stimmt, was der Flix da zeichnet, dann sind kleine Kinder also wie kleine Katzen?

Wie ich übrigens erst heute gemerkt habe, dass zwei Blogs die ich lese (den einen seit Jaaaaaaaahren, den anderen seit vielleicht knapp einem Jahr) und auch beide in meiner Blogroll habe von ein und der gleichen Person sind, wie es mich erst verwunderte und dann aber auch überhaupt nicht überrascht. Dieses Internet, ey.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Krankenhaus

Ich wusste ja gar nicht mehr, wie das so ist im Krankenhaus. Als Patientin war ich zuletzt 1988 oder '89 mal "drin" und auch das letzte Mal als Besucherin ist zum Glück auch schon wieder ne ganze Weile her. So von außen und von dem, was man so aus dem Fernsehen kennt, ist das alles nochmal ordentlich anders als von innen. Ich spiele schon mit dem Gedanken einer Krankenhausserie aus Patientensicht, hadere aber noch mit der Umsetzung. Wechselnde Protagonisten? Ein Protagonist pro Staffel? Oder doch eine Protagonistin, die von Station zu Station weitergereicht wird? Schwierig alles - vielleicht wird's ja doch eher ein Spielfilm...

Auf jeden Fall gibt es genügend Stoff: Mehr oder weniger anstrengende Zimmernachbarinnen, die unzähligen routinemäßigen Unterbrechungen durch das Krankenhauspersonal, der Krach vor dem Fenster wenn man schlafen will, die vielen Lichter, die einen nachts beim Schlafen stören, die etwas abwesend wirkenden Pflegerinnen und Ärztinnen, das eintönige Essen, das mit einer ausgewogenen gesunden Ernährung genau nichts gemein hat... Und WLAN gibt's auch nicht. Es ist ein Traum. Nicht. 

Und draußen ist so schönes Wetter. Möp. 




Donnerstag, 17. Oktober 2013

20 Dinge - Wisster Bescheid

1. Es fällt mir schwer, diese Liste überhaupt anzufangen, weil ich sowieso so gut wie keine Geheimnisse habe. Aber es geht ja zum Glück nur um Dinge, die dieses Blog noch nicht weiß, es sollte also schaffbar sein.

2. Seit ich die Kindle-App habe, lese ich immer zwei Bücher gleichzeitig. Eins aus Papier zuhause im Bett, wenn das Licht noch an ist oder wenn ich längere Zeit im Zug, Auto oder Flugzeug unterwegs bin, das andere auf dem iPhone in der Bahn, am Wasserkocher im Büro, mitunter auf dem Klo und im Bett, wenn das Licht schon aus ist. Die E-Books sind schneller durch.

3. Neben meinem Bett liegen diverse angefangene Bücher. Wenn ich in der falschen Stimmung für ein Buch bin oder mich was neues interessiert, fange ich das nächste an. Manche Bücher kommen nach Monaten unausgelesen zurück ins Regal. Passiert bei E-Books (bisher) nicht.

4. Auf einem Regal im Schlafzimmer befinden sich drei bedrohlich schiefe Stapel von Büchern, die ich geschenkt bekommen, gekauft oder gefunden habe und erst ins Bücherregal stellen möchte, wenn ich sie gelesen habe. Die Stapel wachsen seit Jahren, andere Bücher nehmen diese Hürde im Sturm, ohne Zwischenhalt. In der nächsten Wohnung brauche ich mehr Billys.

5. Es nervt mich, dass ich wegen der Wiedererkennbarkeit und weil Billy ein Eigenname ist, nicht die korrekte englische Pluralbildung Billies verwenden kann. Auf die lege ich einen gesteigerten Wert (mehr als bei manchen deutschen Regeln): Ponies, Hobbies, Babies und Parties!

6. Ich treffe wichtige Entscheidungen im Leben oft aus irrationalen Gründen, oder sogar gerade WEIL etwas dagegenspricht. Ich fordere mich gerne selbst heraus und hoffe zudem, dass die emotionale Komponente dafür sorgt, dass am Ende alles gut wird. Aktuelles Beispiel: Die neue Wohnung, die eigentlich zu teuer ist, auch aber nicht nur für ihre Größe. Aber sie ist Unesco-Weltkulturerbe, im Bauhaus-Stil gebaut, hat bunte Fensterrahmen und liegt in dem Kiez, in dem ich die ersten paar Wochen meines Lebens verbracht habe, bevor meine Familie aus Berlin wegzog und wo ich seitdem nie mehr wirklich war.

7. Ich nehme mir immer wahnsinnig viel vor, schaffe es dann aber meist nur für kurze Zeit. Das ist auch gar nicht schlimm, denn nach und nach werden die Sachen durchaus besser. Und alleine das Vornehmen gibt mir das gute Gefühl, mein Leben halbwegs im Griff zu haben.

8. Daraus resultierend alterniert meine Wohnung zwischen vorzeigbar und absolutem Chaos. Das ist aber auch OK, denn selbst das schlimmste Chaos hält nur für wenige Tage an. 

9. Ich bin wesentlich strukturierter und ordentlicher als früher, auch wenn es sich oft nicht so anfühlt.

10. Ich bin normalerweise immer für Wochen im Voraus ausgebucht mit Terminen, Verabredungen, Wochenendausflügen etc. Das führt zu Schlafmangel, Freizeitstress und häufigen Krankheitsphasen. Ich muss mir mehr freie Abende und Wochenenden einplanen, verstehe aber nicht, wie das gehen soll.

11. Mit 5 Jahren habe ich lesen gelernt. Seitdem wurden meine Eltern nie mehr morgens von mir genervt. Dafür waren Teile der ersten Klasse dann ganz schön langweilig und ich lernte, überheblich zu sein.

12. Je älter ich werde, desto lieber breche ich mit Konventionen und wenn es nur so harmlose, vorgeblich coole Dinge sind wie "Im Restaurant bestellt jeder was Anderes." Ich erzähle den anderen bis zur Bestellung auch sehr ungern, was ich ausgesucht habe. Wahrscheinlich gibt es da einen Zusammenhang.

13. Wenn ich eine geheime Superkraft habe, dann die, mir Namen und Daten zu merken. Ich schockiere regelmäßig Menschen mit detaillierten Anekdoten, an die sie sich nicht mehr erinnern können, kenne noch die Geburtstage und Namen aller Kellys, Beatles und Hansons und denke bei bestimmten Daten an die Geburtstage ehemaliger Mitschüler oder Jungs, in die ich verliebt war.

14. Ich bin ein pathologisches Fangirl. Musikalität, Intelligenz oder auch nur Followerzahlen beeinflussen mich nachhaltig und ich bin dann immer sehr aufgeregt und stolz, so "wichtige" Leute kennenzulernen und zu supporten. Wenn ich die Leute dann besser kenne, werde ich wieder normaler. Manchmal ergehe ich mich aber trotzdem gerne im Namedropping, obwohl ich genau weiß, wie dämlich sowas ist. Wenn ich geflasht bin, sollen es die anderen gefälligst auch sein!

15. Ich habe viele Lebensmittelabneigungen aus meiner Kindheit hinter mir gelassen und esse heute gerne Butter, Knoblauch, Zwiebeln (wenn sie klein genug geschnitten oder ordentlich gar sind, nicht jedoch im Döner oder auf Salaten), Zucchini, Auberginen, Broccoli, Avocados, Ingwer, Sauerkraut, Spinat und nicht-rote Kohlsorten (außer Grünkohl, zumindest nicht klassisch). Ich kann auch mit Schwarzwurzeln und Fenchel umgehen. Sogar Kümmel geht in Maßen. Einiges wird aber wohl für immer unmöglich bleiben: Spargel, Lauch (außer zur Brüheherstellung), Rosenkohl (wobei ich da überzeugungswillig wäre, aber die klassische Herstellung ist definitiv nix für mich) und alles was mit Lakritze zu tun hat. Tees mit Süßholz drin verursachen mir Brechreiz. Anis ist auch eher schwer. 

16. Ich scheitere regelmäßig an der regelmäßigen Einnahme von Tabletten aller Art. 

17. Wenn ich krank im Bett liege, bin ich oft zu faul, mir was zu essen zu machen oder genügend Tee zu kochen. Wenn es mir etwas besser geht, koche ich dann hingegen schon wieder aufwendige Gerichte, weil ich ja mehr Zeit habe als im Alltag.

18. Überhaupt koche ich gerne und viel, aber hauptsächlich aus purem Eigennutz: ich will nicht langweilig essen. Wenn ich zu faul bin oder keine Zeit habe, esse ich lieber nichts oder bestelle was, als mir nur ne Stulle zu schmieren.

19. Ich versuche das zu umgehen, in dem ich tolle Aufstriche im Kühlschrank habe und auch aus dem Stullenschmieren ne Kunst mache.

20. Ich vergesse oft tagelang, mich um Pflanzen und Kräutertöpfe zu kümmern. Katzen und Kinder schreien dann zum Glück laut, sonst würde ich mir für die Zukunft sorgen machen.

Freitag, 11. Oktober 2013

Geburtstagsgeschenk - Nailed it!!

Zu meinem 30. - earlier this year - bekam ich ein ziemlich tolles, ganz und gar nicht erwartetes Geschenk: Einen Städtetrip mit drei meiner besten Freundinnen aus Schulzeiten. Da wir uns ziemlich in der Republik verteilt haben (Berlin, Münster, München und Dresden) trafen wir uns "in der Mitte", wobei "Mitte" nicht ganz wörtlich zu verstehen ist, es sollte ja auch noch ne interessante Stadt bei rumkommen. Wir verbrachten also ein Wochenende gemeinsam in Nürnberg.

Ist ja durchaus ne sehenswerte Stadt mit reicher (pun intended) Geschichte, lokalen Spezialitäten und spezifischer Architektur, aber was an diesem Wochenende das Tollste war, war nicht die Stadt, sondern - Überraschung - die Zeit mit den Dreien. Von der ersten Minute an führten wir ein mehrere Tage anhaltendes Gespräch, das eigentlich nur zum Schlafen unterbrochen wurde.

Kaum waren wir aus unseren jeweiligen Zügen gestiegen, diskutierten wir bereits das Wahlergebnis. Jede von uns hat eine andere der im Bundestag vertretenen Parteien gewählt, was zum Einen ein interessanter Zufall ist, zum Anderen bedeutet, dass ich zum ersten Mal bewusst eine CDU-Wählerin in meinem Alter wahrgenommen habe, die ich auch noch für intelligent, vernünftig und weitestgehend in ihren Ansichten kompatibel mit mir halte. Spannend, denn man kennt die ja sonst eigentlich nicht mal aus dem Fernsehen! Noch spannender ist, dass wir trotz dieses durchaus Konfliktpotential mit sich führenden Starts das ganze Wochenende über nicht einmal gestritten haben, sondern uns alle immernoch mögen und respektieren. Dabei kann ich doch leicht hitzköpfig werden im Eifer des Gefechts.

Und so mäanderten unsere Gesprächsthemen dann hin und her zwischen Geschichte (Nazis! Kaiserpfalz! Dürer!), Feminismus (Quote! Labels! Gender! Pink!), Tagespolitik (Koalition! Merkel! Steuergesetzgebung!), Arbeit (Managementmodelle! Arbeitszeitmodelle! Zukunftsvorstellungen!), Reisen (New York! Kroatien! Prag! Krakau!), Beziehungsmodellen (Freundschaft! Polyamorie! Wieder Labels!), und Essen (Indisch! Ceylonesisch! Kuchen!) hin und her. Zum Glück hatte ich am Abend vorher beim Iron Blogger Berlin schon trainiert, sonst wäre mir irgendwann ganz sicher die Puste ausgegangen.

Das Schöne an diesen Freundschaften ist, dass man (Achtung Klischee!) einfach da weitermachen kann, wo man beim letzten Mal aufgehört hat, selbst wenn man sich dazwischen monate- oder sogar jahrelang nicht sieht. Und: Dass man ganz man selbst sein kann, dass jede Veränderung, jede Meinungsäußerung, einfach so hingenommen wird und Teil der Geschichte wird. Die könnten hier reinschneien und mir erzählen, dass sie ihre Jobs und Wohnungen gekündigt haben und jetzt eine Dreiecksbeziehung auf Hawaii führen wollen und ich würde nicht mit der Wimper zucken. Ist dann halt so.

Ich weiß, dass es von diesen Freundschaften nicht besonders viele gibt. Ich selbst kann nur bei einer Handvoll Leute genau so sein, was mitunter zu Problemen führt, denn ich habe eine ganze Menge mehr Freunde als nur diese Handvoll. Gerade deswegen bin ich so dankbar für Euch und dass ich bei Euch zu der Handvoll gehören darf! (So, genug gekitscht, was gibts zu essen?)

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Bist Du auch so ne Marusha-Vegetarierin?

Das wurde ich gestern bei meinem ersten Ironblogger-Treffen gefragt. Marusha hatte sich ja vor einiger Zeit in einem Interview mit der "Welt" (vgl. http://saschalobo.com/2013/06/17/marusha-merkel-und-das-deutsche-problem/) mal dahingehend geäußert, sie ernähre sich halb vegetarisch, halb vegan, würde aber auch ab und an mal ein Stück Bio-Huhn essen. Nun ist das von ihr etwas unglücklich formuliert, aber tatsächlich ist die Gemengelage, die sie da zu beschreiben versucht, gar nicht ganz so weit von meiner Ernährungsweise entfernt. Da ich gerade zweieinhalb Stunden in einem WLAN-fähigen Zug sitze, auf dem Weg zu einem Wochenende mit zwei meiner ersten Vegetarierinnen im direkten Umfeld, mache ich mir jetzt also mal öffentlich Gedanken zu diesem Thema.

Alleine der Umstand, dass eine dieser beiden Freundinnen inzwischen ab und an Fleisch und Wurst ist und sich zwischenzeitlich bereits als "Puddingvegetarierin" oder "Bratwurstvegetarierin" bezeichnet, während die andere sich im Prinzip vegan ermähren könnte, wenn es einen kulinarisch gleichwertigen Ersatz für all die Käsespezialitäten dieser Welt gibt, zeigt: Es gibt nicht nur einen Vegetarismus. Ebenso ist es mit überzeugten Veganern in Lederschuhen... Alles hat seine Abstufungen, die V-Wörter sind erst einmal nur ein Label zur Vereinfachung und Schubladisierung. Dann gibt es ja noch Frutarier, Pescetarier, Ovo-Lacto-Vegetarier und die berühmt-berüchtigten Veganer Stufe 5 von den Simpsons ("Ich esse nichts, was einen Schatten wirft."). Ich fühle mich keiner dieser Schubladen zugehörig, obwohl ich für alle (bis auf Stufe 5) gewisse Sympathien hege und die betreffenden Menschen zum Beispiel bei einer Menü- oder Büffet-Planung in jedem Fall berücksichtigen würde.

Ab und zu einmal bezeichne ich mich selbst als Vegetarierin, einfach, weil es vieles leichter macht. Ich muss ja nicht jedes Mal einen Blogartikel herunterbeten, wenn es darum geht, was gegessen werden soll. Vor allem geschieht das: im ländlichen Umfeld, fernab von vegetarischen und/oder Bio-Restaurants, bei Familienfeiern und auf Grillparties. Überall dort also, wo ich davon ausgehen kann, dass das eventuell enthaltene Fleisch aus der Massentierhaltung kommt und ich ein Totschlag-Argument benötige, um nicht zuzugreifen und gleichzeitig keine Diskussionen vom Zaun zu brechen. Aber wie esse ich denn nun eigentlich wirklich?

Ich bin auf dem Land aufgewachsen, es gab einen großen Garten, der Vater meiner Mutter war Vegetarier und so gab es in meinem Umfeld von Klein auf eine große Wertschätzung für Obst und Gemüse. Es gab auch regelmäßig Fleisch und Wurst, aber ich habe davon meistens viel weniger gegessen, als von den Beilagen. Die erste Vegetarierin in meinem Umfeld (mein Opa war schon lange tot) war meine Cousine. Ich litt immer ein wenig still mit, wenn meine Oma ihr vom Fleischer immer extra Gemüsesülze mitbrachte. Von ihr kamen erste Impulse, darüber nachzudenken, ob man Tiere essen sollte. (Die nächsten waren wohl Die Ärzte mit "Ich ess Blumen" sowie die beiden oben genannten Freundinnen, dann so in der Pubertät.) 

Über Jahre blieb ich eher Sympathisantin und aß mein Fleisch weiter. Doch die Zweifel wuchsen mit jedem Lebensmittelskandal und jedem Bericht über Massentierhaltung. In einem Urlaub mit einer der beiden Mädels regte ich an, um das Kochen zu vereinfachen, dass wir einfach alle zwei Wochen lang vegetarisch leben sollten. Das stellte keine große Herausforderung dar, bis wir nach den zwei Wochen bei McDonald's "fastenbrachen" und danach alle böses Bauchgrimmen hatten. Das nächste vegetarische Experiment folgte ein paar Jahre später, aus Bewunderung für einen vegetarisch lebenden Freund und um es mal für länger auszuprobieren. Nach sechs Wochen hatte ich das erste Mal Lust auf Fleisch und erklärte das Experiment für beendet. Seit diesem Mal habe ich aber dann wirklich sehr viel weniger und unregelmäßiger Fleisch gegessen, mal mehrere Tage hintereinander, mal über Wochen unbewusst gar nicht.

Zunehmend las ich über die ökologischen und ökonomischen Aspekte des Fleischkonsums und fand alles immer falscher und unsinniger. Dann las ein Teil meines Freundeskreises "Eating Animals" von Jonathan Safran Foer und hörte von heute auf morgen auf, Fleisch zu essen. Sie warnten mich davor, das Buch zu lesen, aber ich dachte mir: "Gut, jetzt hast Du eine Wunderwaffe in der Hinterhand, wenn Du es wirklich durchziehen willst." Ich kaufte das Buch und dann lag es ersteinmal eine Weile herum, bis ich mich bereit dafür fühlte, mein Leben zu ändern. Ich kann Euch sagen: Das Buch wirkt. Danach hatte ich erstmal eine ganze Weile gar keine Lust mehr auf Fleisch.

Inzwischen ist es so, dass ich komplett vegetarisch einkaufe und koche. Sind Eier und Milchprodukte dabei, dann sind diese Bio (bis auf Käse manchmal, aber seit ich die Alnatura-Käsetheke entdeckt habe, gilt das jetzt auch nur noch für Büffelmozzarella und ein paar wenige Spezialitäten, die es wirklich nur ganz selten gibt... Morbier zum Beispiel). Wenn ich woanders esse, kommt es durchaus vor, dass ich mal Fleisch oder Wurst esse. Und zwar aus diesen Gründen:


1. Es handelt sich um Wild- oder Biofleisch und wurde mit viel Mühe von Freunden oder Verwandten zubereitet

Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen das Essen von Tieren, sondern vor allem gegen die industrielle "Fleischproduktion". Ich versuche nach der Maxime zu essen: "Nichts aus dem KZ". Da ich aber zum Beispiel Kaninchenfleisch nicht mag, Wild und Fisch nur in Ausnahmefällen lecker finde und von den üblichen "Nutztier"-Fleischsorten in zunehmendem Maße enttäuscht bin und nicht finde, dass sie diesen "Bruch" Wert sind, spiele ich in solchen Fällen auch oft die Vegetarier-Karte oder koste einfach nur und gebe den Rest dann weiter.


2. Es handelt sich um Delikatessen, kulinarisch-kulturelle Errungenschaften der Menschheit, die meine Wertschätzung verdient haben

Ich konnte nicht nach Italien fahren, ohne dort Parmaschinken und Salami zu essen. Italien ist für mich immer hauptsächlich Genuss, ich bin eben ein Foodie. Weitere Beispiele waren die Gravy auf der Poutine während der Fährüberfahrt über den St.-Lorenz-Strom, die hausgemachte Wurst in einem Frühstückslokal letztes Wochenende in Toronto, die Thüringer Rostbratwurst bei Verwandten, der Känguruhburger (immerhin Wild!) oder das Steak in Australiens Rinderhauptstadt Rockhampton im Februar. Gemeinhin tritt Fall 2 hauptsächlich auf Reisen in Kraft.


3. Ich habe einfach mal Lust auf Fleisch

Das ist ein sehr seltener Fall. Passiert hauptsächlich mit Burgern, Bacon oder Steak. Ich gebe mir große Mühe, dann wenn möglich in Bioläden zu gehen. Meistens reicht mir auch ein Biss vom Essen des Mannes, bevor ich mich wieder meinem Tofu- oder Seitan-Gericht zuwende. Ein vegetarischer Chili-Cheese-Bacon-Burger oder die Currywurst im Yellow Sunshine sind für mich übrigens ein absolut adäquater Ersatz und müssen dann eben auch ab und zu herhalten, um die Lust zu überlisten.


4. Es gibt nichts Vegetarisches

Das trifft hauptsächlich bei Familienfeiern zu. Nicht bei meiner eigenen Familie, hier ist man gut gerüstet und in meiner Generationen sind die "Vegetarier" in der Überzahl. Bei der erweiterten Familie des Mannes (ländlicher Raum) kann es dann aber doch mal vorkommen, dass außer Brot und grünem Salat nix zu holen ist. Da sehe ich dann manchmal über Speckwürfel im Kartoffelsalat oder Wurstscheiben im Nudelsalat hinweg, damit ich überhaupt satt werde.

5. Gummibärchen

'nuff said.


Alles in allem ist mein Fleischkonsums extrem überschaubar. Ich bin nicht konsequent im Nicht-Essen, aber werde in meinem Umfeld ohne Weiteres als Vegetarierin aufgenommen. Das heißt auch: Ich trage einen sehr geringen Teil zu dem ganzen Fleischkonsums-Problem bei. Verbessern lässt sich meine Bilanz noch dadurch, dass ich bei Essensbildern von Selbstgekochtem gerne den Hinweis "vegetarisch"/"vegan" hinzusetze, um den "Normalfleischessern" zu zeigen, wie lecker und vielseitig eine fleischarme Mahlzeit sein kann. Zudem dokumentiere ich meine Fleisch-Ausnahmen nur selten fotografisch im Netz. Eine Mischung aus Strategie und Selbstschutz...

Ich missioniere auch ganz gerne mal, werde aber niemandem das Fleisch Essen ganz ausreden. Wie meine Mutter nicht müde wird zu betonen: Die Inuit müssen jagen und Fleisch essen, um zu überleben, weil alles andere schwer zu beschaffen, für sie kaum erschwinglich und für das raue Klima nicht ausreichend ist. Da gehe ich mit. Im Umkehrschluss meine ich aber: Wer in unseren Breiten lebt, sich eine ausgewogene vegetarische Ernährung (die viel günstiger ist als man glaubt) leisten und organisieren kann und dessen Wohl und Wehe nicht davon abhängt, regelmäßig ein Stück totes Tier auf dem Teller liegen zu haben, die oder der hat keine Ausrede, seinen Fleischkonsum nicht einzuschränken, nicht auf Biofleisch umzusteigen, oder gar ganz mit dem Fleisch essen aufzuhören.

Mir fällt das Nicht-Fleisch-essen sehr leicht, ich kaufe inzwischen fast nur noch Bio-Lebensmittel und ich koche sehr gerne und interessiere mich für mein Essen so sehr, dass ich gerne meinen Beitrag dazu leiste, ein Gegengewicht zu den Leuten zu sein, die nicht so informiert/gut situiert/kochbeflissen/mildklimalebend oder Fleisch-underwhelmed wie ich sind.

Reisetagebuch Kanada 2013 - Teil 3

Eins vorab: Elche haben wir nicht mehr gesehen, ebensowenig wie Bären, obwohl Schilder uns vor beidem warnten. Dafür gab es unzählige Eichhörnchen (in Grau-Braun oder Schwarz), Stachelschweine sowie einige Stinktiere und Waschbären (Roadkill) und Chipmunks. Die wuseln genau so zu zweit herum, wie man es aus einschlägigen Trickfilmen kennt und ich hatte danach ewig das Chip & Chap-Lied als Ohrwurm.


Doch zurück zum Reiseverlauf. Vom Fjord aus ging es dann, entlang des klassischen Korridors um den St.-Lorenz-Strom Schlag auf Schlag: Innerhalb von drei Tagen besuchten wir Québec City, Montréal und Ottawa.


Québec ist hundertprozentig die europäischste Stadt in Nordamerika und dazu die einzige mit einer erhaltenen historischen Stadtmauern. Die meisten späteren Gründungen wurden ohnehin direkt ohne geplant.


In Montréal waren wir in China Town essen und ich konnte mit Freuden feststellen, dass der Bubble Tea (ebenso wie in Toronto) hier immernoch und wie schon seit Jahren ein ungestörtes Leben führen kann. Schön, dass es solche Reservate gibt, in Berlin zweifelt man ja immer mal.


In Ottawa hat es leider geregnet, aber wir wollten ja sowieso ins Museum of Civilization, hier im Bildmitte dem Parlamentsgebäude im Hintergrund. Am nächsten Tag trafen wir uns dann mit lieben Freunden im Tyendinaga Mohawk Territory am Ufer des Lake Ontario und bekamen eine persönliche historisch-soziale Führung durch eines der größten Reservate Nordamerikas.


Danach war es wieder Zeit für Wildnis - zwei Stunden nördlich von Tyendinaga beginnt der Algonquin-Nationalpark und hier hatte der Indian Summer tatsächlich voll eingesetzt. Die Blätter waren so knallebunt, dass es fast wehtat beim Hinsehen. Wenn man das nicht gewöhnt ist, weiß man tatsächlich kaum, wo man all die Emotionen hinstecken soll, die allein durch das Sehen der Farben aufwallen. Nach jeder Straßenbiegung kam ein neues "Nee, oder?! Noch mehr?" Man staunt fassungslos. Und nebenbei fühlt man sich wie in einem CGI-animierten Märchenfilm. Ist aber alles echt, glaube ich. (Fun Fact: Indian Summer bezeichnet tatsächlich nur das Phänomen von warmen Temperaturen tagsüber und Temperaturen um den Gefrierpunkt in der Nacht. Dass sich gerade zu dieser Zeit die Blätter färben spielt für die Kanadier sprachlich keine Rolle, heißt einfach nur "The leafs are turning"...)


Der nächste Tag führte uns auf die Niagara Peninsula. Das heißt natürlich, zumindest beim für den Mann ersten Mal: Ab zu den Fällen.



Sind ja auch echt beeindruckend. Drumherum nieselt es übrigens die ganze Zeit, weil der nach oben steigende Wasserdampf abkühlt und wieder nach unten fällt. Bei Sonne macht das supi Regenbögen. Also: Niagarafälle bitte gerne, aber man sollte sich nicht umdrehen, alles, was dahinterliegt, möchte man nicht wissen. But you can't unsee it :(

Den Rest der Zeit, immerhin 3,5 Tage verbrachten wir im großartigen Toronto, das fast so toll wie Berlin ist, aber dabei ganz anders.




Ein Besuch bei den Beaches lässt einen dann auch vergessen, dass das Meer mehrere 1000 Kilometer entfernt ist - größer und welliger als der Lake Ontario ist die Ostsee auch nicht wirklich. Und so endete unser Urlaub wo er begann: Am Wasser...