Sonntag, 22. September 2013

Reisetagebuch Kanada 2013 - Teil 2

Der zweite Teil der Reise  führte mich, den Mann und seine inoffizielle Adoptivschwester auf einen Roadtrip von Nova Scotia zur Bay of Fundy, nach Moncton, einmal rund um die Gaspésie, mit der Fähre 2,5 Stunden über den St. Lorenz-Strom, die Straße der Wale und den südlichsten Fjord der Nordhalbkugel entlang und nach siebzig Kilometern im Dunkeln auf einer einsamen Landstraße durch den Wald zu einem süßen kleinen Haus in einem verschlafenen Dorf am Fjord.


Das Gefährt mit dem wir diesen Wahnsinnsritt von über 2000 Kilometern in 3,5 Tagen hinter uns brachten ist ein schnuckelig-kleiner weißer Fiat Cinquecento, über dessen horizentale, vertikale und diagonale Unzulänglichkeit wir immer noch herzlich lachen können. Hierzu muss man wissen, dass drei alle um die 1,80 m groß sind und Gepäck für drei Wochen dabei haben. Da die beiden anderen die Fahrer sind und ich die um wenige Millimeter Kleinste von uns, mache ich es mir nun also seit Tagen auf dem Rücksitz bequem und entwickle eine zunehmend enge Beziehung zu V.s Koffer. Ich habe ihn Rowdy genannt, in Anlehnung an den ausgestopften Hund bei Scrubs, der auch irgendwie immer im Weg ist und trotzdem zur Familie gehört. Der Cinquecento - wir nannten ihn Timbit, eingefleischte Kanadophile wissen wieso - ist uns ebenfalls sehr ans Herz gewachsen. Er fiept laut, wenn man nicht sofort angeschnallt ist, sobald der Zündschlüssel steckt, er pupst laut, wenn man die Zentralverriegelung bedient und er gerät mit seiner schweren Ladung auf den vielen steilen Steigungen im wilden Québec ganz schön ins Schnaufen, trotz Sport-Knopf. Man muss ihn einfach lieb haben.



Lieb haben muss man auch die Landschaft. Wälder, Felsen, Flüsse, Seen, das Meer... ständig gibt's was zu gucken, anzuhalten und zu fotografieren. Dazu kommen diverse Stachelschweine, Waschbären, Kojoten und Stinktiere sowie die Laubfärbung. Einige Gegenden sind noch komplett und im Sommermodus, andere leuchten in diversen Gelb- bis Rotschattierungen. Da wir so weite Strecken zurücklegen und die Höhenunterschiede gewaltig sind (vom Meer hinauf bis auf rund 1000 m Höhe) kommen wir also durch verschiedene Klima- und Jahreszeitenzonen. Und immer ist da die Hoffnung, dass jetzt doch endlich mal irgendein Elch seine Nase aus dem Wald steckt. Gäbe es so viele Elchbegegnungen wie Baustellen, dann hätten wir schon ein ganzes Fußballfeld mit der Losung düngen können. Vielleicht klappt es ja noch - es ist ja zum Glück noch eine ganze Ecke Urlaub übrig.





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